
Wirtschaft beklagt Azubi-Mangel - Kritik an "Akademisierungswahn"
München – Die bayerische Wirtschaft ruft zu mehr Einsatz gegen den Azubi-Mangel auf. „Es ist höchste Zeit zu handeln“, mahnte der Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags, Eberhard Sasse, am Montag in München. Er kritisierte zugleich einen „Akademisierungswahn“.
Stattdessen müsse die duale Ausbildung wieder als attraktive und echte Alternative zum Studium wahrgenommen werden.
Auch die Betriebe müssten die Ausbildung noch stärker zur Chefsache machen und neue Bewerbergruppen ansprechen, forderte Sasse. Sie sollten frühzeitig auf Schüler zugehen, auch Absolventen mit weniger guten Noten eine Chance geben, neue Angebote wie das duale Studium und Teilzeitausbildungen einführen und auch Studienabbrecher stärker in den Blick nehmen. Außerdem setzt sich die Kammer für die betriebliche Ausbildung von Flüchtlingen ein.
Bei der IHK für München und Oberbayern wurden 2014 vor allem in der Gastronomie, aber auch in der Elektrotechnik und bei Industriekaufleuten weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Einer Umfrage zufolge will nun die Hälfte der Betriebe die Zahl der Lehrstellen stabil halten, immerhin zwölf Prozent wollen weniger Ausbildungsplätze anbieten, teils auch wegen des Bewerbermangels.
In den letzten Wochen und Monaten steht in Bayern auf allen Ebenen die Flüchtlingsproblematik auf der Agenda an oberster Stelle. Nicht immer wird thematisiert, dass sich unter den Flüchtlingen auch, potenzielle, motivierte Fachkräfte befinden – die in den kommenden Jahren zur Stärkung der bayerischen Wirtschaft beitragen könnten.
Die Handwerkskammer für München und Oberbayern hat sich nun ein erstes Mal klar geäußert.
Rico Güttich berichtet.
dpa