München: Zeuge räumt Treffen mit abgetauchtem NSU-Trio ein
Ein Zeuge hat im Münchner NSU-Prozess eingeräumt, das NSU-Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt auch nach dessen Abtauchen 1998 getroffen zu haben.
Eines der Treffen habe in einer Privatwohnung stattgefunden, sagte der Mann am Dienstag im Prozess vor dem Oberlandesgericht München. Details gab der Zeuge, der offenbar noch immer zur rechtsradikalen Szene gehört, aber nur widerwillig preis – etwa den Namen des Mannes, in dessen Wohnung er das Trio getroffen haben will.
Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Ihr werden zehn Morde aus überwiegend rassistischen Motiven und zwei Sprengstoffanschläge vorgeworfen. Mundlos und Böhnhardt hatten sich nach dem Auffliegen des Trios mutmaßlich selber das Leben genommen.
Der Richter hielt dem Zeugen Aussagen aus Polizeivernehmungen vor, bei denen er angegeben hatte, das Trio habe sich „normal in der Szene bewegt“ und sei sogar Gast bei Stammtischen gewesen. Das NSU-Trio soll nach dem Untertauchen nach Chemnitz gegangen sein und sich dort bei Gesinnungsgenossen versteckt haben.
Zeuge berichtet im NSU-Prozess von Anwalts-Werbung
Im Münchner NSU-Prozess hat ein Zeuge Vorwürfe gegen einen der Nebenkläger-Anwälte erhoben. Der Anwalt habe ihn gedrängt, sich ebenfalls der Nebenklage anzuschließen, sagte der Zeuge am Donnerstag. „Ich habe ihm ganz deutlich gesagt, dass wir das ablehnen“. Er sei darum überrascht gewesen, als er einige Wochen später Post vom Oberlandesgericht (OLG) München erhielt und ihm mitgeteilt wurde, er sei als Nebenkläger zugelassen, sagte der Zeuge. Auf seine Nachfrage bei dem Anwalt habe dieser ihm erklärt, er habe gehofft, ihn doch noch als Mandanten zu gewinnen.
Die einschlägigen rechtlichen Bestimmungen, darunter die Bundesrechtsanwaltordnung und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, setzen der Werbung von Anwälten enge Grenzen. Dies gilt besonders für Werbung um die Erteilung eines Auftrags im Einzelfall.
Zuvor hatte eine Ermittlerin des Bundeskriminalamtes über die Auswertung einer Daten-DVD berichtet, die im Brandschutt der Fluchtwohnung des mutmaßlichen Terroristen-Trios in Zwickau gefunden worden war. Auf dem Datenträger hätten sich zahlreiche Datenbanken mit Namen und Kontaktdaten von Vereinen, Politikern, Moscheen oder Sicherheitsbehörden gefunden.
Hauptangeklagte im Prozess ist Beate Zschäpe. Die Bundesanwaltschaft macht sie für zehn Morde aus überwiegend rassistischen Motiven sowie für den Anschlag in der Kölner Keupstraße mit 22 Verletzten verantwortlich.
rg / dpa