Schloss Neuschwanstein von oben

Schloss Neuschwanstein: Der Barde darf singen

Finanzminister Markus Söder (CSU) hat das Spielverbot für den Barden von Neuschwanstein aufgehoben. Der Musikant Kay Reinhardt darf künftig wieder mit seiner Drehleier in der Nähe des Schlosses Volkslieder singen. Das habe Söder entschieden, sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwoch.

 

Früherer Museumsleiter kämpft für seine Kunst

Die Erlaubnis des Finanz- und Heimatministers bedeutet allerdings nicht, dass Reinhardt Anspruch auf seinen bisherigen Platz an der Marienbrücke gegenüber des Schlosses hat. Die Schlossverwaltung hatte ihm im Sommer verboten, dort zu spielen. Reinhardt hatte sich deswegen hilfesuchend mit einer Petition an den Landtag gewandt.

„Ich bin erleichtert und erfreut“, sagte Reinhardt in einer ersten Reaktion. Für den Barden setzte sich im Landtag die SPD-Fraktion ein. „Der Heilige Bürokratius hatte bei der Schlossverwaltung eindeutig über die Stränge geschlagen“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Volkmar Halbleib. „Ich bin froh, dass wir das nun reparieren konnten.“

Allerdings könnte bei dieser Reparatur der Teufel im Detail stecken. Denn wegen des im Sommer regelmäßig großen Gedränges vor der Marienbrücke will die Staatliche Schlösser- und Seenverwaltung Reinhardt einen neuen Platz zuweisen, bevorzugt an der Zufahrtstraße für die Pferdekutschen.

Doch der Musiker fürchtet, dass die Klänge seiner Drehleier die Pferde scheu machen könnten. „Ich will ja keine Gefahr für Sicherheit und Ordnung werden“, sagte der 53-Jährige. Er würde gern seinen bisherigen Standplatz behalten. Im Frühjahr sei dort kein Gedränge, sagte er am Rande der Sitzung. Und im Sommer müssten die Besucher manchmal bis zu einer halben Stunde warten, bevor sie die Marienbrücke erreichten. „Dann haben die Leute es vielleicht ganz gern, wenn sie unterhalten werden.“

Reinhardt war früher Museumsleiter in Schongau, Ulm und Marktoberdorf. Nachdem seine Bemühungen um eine neue Anstellung scheiterten, sattelte der Historiker aus Rott am Lech um. Seit acht Jahren arbeitet er nun freiberuflich als Journalist und Künstler. 2007 hat er damit begonnen, an der Marienbrücke zu musizieren – für eine freiwillige Spende in seinen Hut. Die Schlösserverwaltung hatte das Verbot damit begründet, dass es sehr viele Anfragen von Musikern für Auftritte beim weltberühmten Märchenschloss gibt.

dpa / adc

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