Trockener Hungerstreik: Flüchtlinge trinken nichts mehr
Seit vergangenem Samstag befinden sich ca. 30 Flüchtlinge in der Münchner Innenstadt im Hungerstreik . Sie fordern ein Bleiberecht in Deutschland. Jetzt wollen die Demonstranten am Sendlinger Tor auch aufs Trinken verzichten. Die Regierung will sich unterdessen nicht erpressen lassen.
Die hungerstreikenden Flüchtlinge in der Münchner Innenstadt wollen ihren Protest verschärfen. „Seit 12.00 Uhr mittags befinden wir uns im trockenen Hungerstreik und verzichten auch aufs Trinken“, sagte einer der Flüchtlinge am Mittwoch. 34 Flüchtlinge haben sich nach seinen Angaben zu dem Streik versammelt. Sie fordern ein Bleiberecht in Deutschland und kritisieren die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften.
„Wir wollen einfach ein Teil dieser Gesellschaft sein“, sagte der junge Flüchtling. „Wir bringen viele Talente mit, aber wir haben keine Möglichkeit, das zu beweisen.“
Dem Hilfsangebot von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) traue er nicht. „Uns wurden viele Versprechungen gemacht – darauf können wir uns nicht verlassen.“ Reiter hatte am Montag mit den Flüchtlingen gesprochen und Hilfe angeboten, wenn sie ihren Protest beenden.
In der Nacht zum Mittwoch wurden nach Angaben des Kreisverwaltungsreferats drei Flüchtlinge in ein Krankenhaus gebracht. Bereits am Dienstag hatten zwei Flüchtlinge über Taubheitsgefühle in Armen und Beinen geklagt und mussten in einer Klinik behandelt werden. Eine Räumung der Protestversammlung sei derzeit nicht geplant, sagte Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle. «Wenn aber Gefahr für Leib und Leben der Flüchtlinge besteht, müssen wir tätig werden und die Versammlung auflösen.“
Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Martin Neumeyer (CSU), kritisierte den Hungerstreik. „Die Bereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger, den bei uns ankommenden Flüchtlingen zu helfen, war selten so groß wie in diesen Tagen“, erklärte Neumeyer. Der Hungerstreik verzerre das Bild der Flüchtlinge und mindere die hohe Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung.
Unterstützung für den Protest kam vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Die Staatsregierung treibt mit ihrer sturen Asylpolitik Flüchtlinge in die Verzweiflung“, erklärte Sprecher Ben Rau. Die Bedingungen in den Flüchtlingsunterkünften seien teils miserabel. Der Zugang zu Arbeit und Bildung sei vielfach erschwert bis unmöglich. „Die Staatsregierung hat es in der Hand, den Protest zu deeskalieren.“ Der Hungerstreik der Flüchtlinge in der Münchner Innenstadt begann am Samstag.
pm / dpa