NSU-Prozess: Claudia Roth und türkische Diplomaten heute im Zuschauerraum
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) und die beiden türkischen Generalkonsuln aus Berlin und München haben am Donnerstag als Zuschauer am NSU-Prozess teilgenommen. «Ich möchte der Türkei zeigen, dass das nicht vergessen ist», sagte Roth vor Beginn der Verhandlung in München. Als Zeugen sind am Vormittag zwei Kripo-Beamte geladen, die ein Gespräch mit dem Vater von Uwe Mundlos schildern sollen. Am Nachmittag befragt das Oberlandesgericht erneut einen mutmaßlichen Aussteiger der militanten «Hammerskins». Bei seiner letzten Vernehmung hatte er sich geweigert, über die Gruppierung auszusagen. Sie gilt als wichtige Unterstützung für den «Nationalsozialistischen Untergrund».
Der Vorsitzende Richter ermahnte ihn mehrmals, dass er zu Auskünften verpflichtet sei und kündigte seine erneute Ladung an. Die «Hammerskins» gelten als eine Art gewaltbereiter Geheimbund mit strengen Ritualen und Schweigeverpflichtungen.
Ursprünglich war für Donnerstag die 90 Jahre alte Großmutter der Hauptangeklagten Beate Zschäpe als Zeugin geladen. Sie hatte sich aber krankgemeldet und ein Attest vorgelegt.
In dieser Woche hat auch der Bruder Böhnhardts jeden Kontakt zu der Terrorzelle bestritten. Dass Uwe «reingerutscht ist in die Szene» habe er zwar bemerkt, «aber ich habe nicht mitbekommen, dass es so schlimm war», sagte er am Mittwoch als Zeuge im NSU-Prozess. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe habe er als Freundin seines Bruders kennengelernt. Dass auch sie zur rechten Szene gehörte, habe er erst später mitbekommen. Er habe sogar gehofft, sie könne seinen Bruder von diesem Umgang abhalten.
Davor beschäftigte sich das Gericht mit einem Unterstützer, der Mietverträge für konspirative Wohnungen des Trios unterschrieben hatte, darunter auch für die letzte Fluchtwohnung in Zwickau. Der mutmaßliche Helfer verweigerte zwar die Aussage, das Gericht behalf sich aber damit, einen Kriminalbeamten zu befragen, der ihn verhört hatte.
Die Ermittler machen das Trio des «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU) für zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge verantwortlich.
jn / dpa