
Raubmord-Prozess gegen „Froschbande": Überlebende schildert Martyrium
Brutale Schläge, Tritte, „wie wenn man einen Fußball tritt“: Die Überlebende des Raubmordes von Seefeld (Landkreis Starnberg) hat am Freitag in einer Videovernehmung vor dem Landgericht München II ihr Martyrium geschildert. Die 70-Jährige war mit ihrem Mann im September 2015 in ihrem Haus im Ortsteil Meiling überfallen und in eine Kammer gesperrt worden. Ihr Mann starb neben ihr; sie wurde schwer verletzt nach 57 Stunden befreit. Wert der Beute bei der grausamen Tat: gut 5000 Euro.
Die Frau wurde für ihre Aussage aus einem anderen Raum zugeschaltet, um ihr die Konfrontation mit den mutmaßlichen Tätern zu ersparen. Es gehe ihr „so lala“, sagte sie auf die Frage von Richter Thomas Bott. Dass ihr Mann tot war, sei ihr damals nicht klar gewesen – „sonst wäre ich verrückt geworden“.
Acht Männer aus Rumänien im Alter von 24 bis 55 Jahren sind wegen Mordes und schweren Raubes angeklagt. Sie hatten im Sommer 2015 in Österreich und in der Schweiz Schrecken verbreitet: Meist suchten sie sich ältere Opfer, die abgelegen wohnten. Wegen ihrer nächtlichen Überfälle und ihrer Körperhaltung wurde die Gruppe als „Froschbande“ bekannt.
Die Männer wurden in Österreich bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und zum Münchner Prozess nach Deutschland überstellt. Sie verfolgten ohne Regung die Aussage der Frau, die, mit Taschentuch in der Hand, gefasst sprach. Nur manchmal rang sie mit den Tränen.
Sie berichtete, wie am Abend der Tat ein Mann im dunkelblauen Jogginganzug und spitzen weißen Schuhen zum Anwesen kam und um Wasser bat. „Vom Ausschauen her hätt‘ ich diesem Menschen diese Brutalität niemals zugetraut.“ Dreimal habe später ihr Hund angeschlagen, zweimal sei sie aufgestanden – doch sie glaubte an einen Igel. Wenig später erlitt sie einen Faustschlag. Ein Mann warf sie aus dem Bett, trat sie gegen Bauch, Brust und Kopf und schubste sie dann mit den Worten „wo Geld?“ vor sich her; sie gab ihm Geld und Schmuck.
„Ich habe um Hilfe geschrien und habe gedacht, dass mein Mann mich hört.“ Doch den 72-Jährigen hatten die Täter mit Holzlatten, einem Schaufelstiel und einer Eisenstange schon übel zugerichtet.
Die Täter hätten sie in eine Kammer gesperrt, sagte die Frau. Erst als sie dort Licht anknipste, entdeckte sie ihren Mann. Immer wieder schrie sie in den nächsten beiden Tagen – es war ein Wochenende – „Hilfe, Hilfe, Überfall“, wenn draußen jemand vorbeikam. „Aber es hat mich halt niemand gehört.“ Sparsam trank sie immer wieder von destilliertem Wasser, das in der Kammer war. Erst eine Zeitungsbotin am Montagmorgen fand die Frau – „meine Lebensretterin“.
Bis heute leidet die 70-Jährige körperlich und seelisch an den Folgen der Tat: Nachts ohne Licht schlafen gehe nicht. „Ich habe es versucht, aber sofort Angst gekriegt.“
dpa