
NSU-Prozess: Ermittler-Aussagen zu Heimatschutz und Wohlleben
Im NSU-Prozess hat ein Ermittler des Bundeskriminalamtes Verbindungen zwischen dem NSU-Trio und dem harten Kern der Unterstützerszene geschildert. Das Engagement für den damaligen „Thüringer Heimatschutz“ sei für das Trio so etwas wie der „Lebensinhalt“ gewesen, sagte der Ermittler am Mittwoch. Er stützte sich dabei auf die Polizeivernehmung eines inzwischen ausgestiegenen Neonazis, der vorübergehend mit Beate Zschäpe liiert war.
„Intellektueller“ Wohlleben wollte Haftverschonung
Den Mitangeklagten Ralf Wohlleben habe der Aussteiger als den „intellektuellen Kopf“ der Gruppe bezeichnet. Bei einem Treffen mit den Untergetauchten in einer Fluchtwohnung sei er nach eigenen Angaben von Uwe Mundlos bedroht worden, weil er vergessen habe, sein Handy vorher auszuschalten. „Es war allgemein bekannt, dass die Szene vom Verfassungsschutz durchsetzt war“, zitierte der Vorsitzende Richter aus dem Vernehmungsprotokoll.
Auf Nachfragen der Verteidiger von Zschäpe und Wohlleben räumte der Beamte allerdings ein, dass die als Wortprotokoll mit Fragen und Antworten gestaltete Mitschrift der Vernehmung tatsächlich ein Gedächtnisprotokoll sei und nicht auf einem wörtlichen Mitschnitt beruhe. Die Rolle Beate Zschäpes innerhalb des Trios und der Szene sei nicht hinterfragt worden.
Zuvor hatte Ralf Wohlleben Haftverschonung gefordert – er sitzt seit November 2011 in Untersuchungshaft.
Als das Gericht seinen Antrag abwies, ließ Wohlleben über seine Anwältin verkünden, dass er den gesamten Senat, der bereits seit über einem Jahr über ihn tagte, ablehne, da er „nur belastende“ Indizien zur Kenntnis nehme, entlastende aber ignoriere.
dpa / adc