
Polizei: Was tun die Münchner bei Panik?
München – Als Konsequenz aus der Amoknacht von München im Juli plädiert der Münchner Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins für eine Rückbesinnung auf eine zeitgemäße Form des Zivilschutzes. Der moderne Großstädter halte das scheinbar für überholt.
„Der Zivilschutz ist zusammen mit dem Kalten Krieg aus den Köpfen verschwunden“, sagte da Gloria Martins. Die kollektive Verunsicherung in München an jenem Juliabend habe aber gezeigt, dass die meisten Menschen kein Konzept für einen Unglücks- oder Katastrophenfall hätten.
Es sei nicht nötig, umfassende Programme aufzulegen oder Broschüren zu drucken. Es reiche zunächst, wenn sich jeder einmal mit dem Thema befasse. „Was mache ich eigentlich, wenn das Mobilfunknetz nicht funktioniert und ich meine Familie nicht erreiche?“ Dazu gebe es einen einfachen Selbstversuch: zwei Tage das Smartphone abschalten.
Es gehe darum, „so etwas wie Handlungskompetenz in der Gesellschaft“ zu schaffen. Die Lösung liege nicht nur bei der Polizei. „Ich möchte nicht Zustände wie in Paris oder London, wo an jedem Denkmal ein schwerbewaffneter Polizist steht.“
Als weitere Konsequenz hält da Gloria Martins ein Frühwarnsystem für Soziale Medien für nötig, auch um denjenigen schnell auf die Schliche zu kommen, die bewusst Falschmeldungen verbreiteten.
Optimistisch stimme ihn, wie unkompliziert die Münchner in der Amoknacht unter dem Aufruf „#offenetür“ andere Menschen aufgenommen hätten, die vor dem vermeintlichen Terror flohen oder wegen des Komplettstillstands des Nahverkehrs nicht nach Hause kamen. „Es ist gut, zu wissen, dass es auch in einer Großstadt wie München eine große Bereitschaft zum Engagement und Achtsamkeit für den Nächsten gibt.“
dpa