
München/Recife: DFB-Team gegen Klinsi & Co. gefordert
Deutschland trifft im letzten Gruppenspiel auf die USA. Ein Unentschieden würde beiden Teams reichen um ins Achtelfinale einzuziehen, doch die Trainer Löw und Klinsmann wollen mehr.
Keiner der letzten Tage ist vergangen, ohne dass nicht irgendein Reporter auf die sogenannte „Nichtangriffspakt von Gijon“ hingewiesen hätte, das gestern auf den Tag genau 32 Jahre her war. Damals hatten Deutschland und Österreich nach der 1:0-Führung durch DFB-Stürmer Horst Hrubesch in der zehnten Minute die Angriffsbemühungen eingestellt und qualifizierten sich so für die nächste Runde. Ein Szenario, das zu wiederholen niemals so günstig erschien wie heute Abend (18 Uhr MEZ).
Remis-Pakt unvorstellbar
Denn bekanntermaßen sind DFB-Trainer Joachim Löw und Jürgen Klinsmann, der Coach der USA, seit einem Trainerlehrgang 2000 in enger Freundschaft verbunden. Bei der WM 2006 wurden sie dann als Tandem – Klinsmann als Teamchef, Löw gab den Co-Trainer – zu den Machern des „Sommermärchens“. Nun würde ein Unentschieden beiden Teams genügen ins Achtelfinale einzuziehen.
Und doch scheint ein Remis-Pakt dieses Mal unvorstellbar. Alleine schon deshalb, weil Löw befürchtet: „Wenn man von vornherein auf Unentschieden spekuliert, geht es meist schief.“ Das soll vermieden werden. „Die Spielweise, die Identität, die Idee dieser Mannschaft – das alles haben wir schon verstanden“, sagte er. Es dürfte ihm ziemlich bekannt vorgekommen sein, denn Klinsmann hat aus den Amerikanern eine Mannschaft gemacht, die niemals locker lässt, die immer unangenehm bleibt und den Begriff vom Aufgeben aus ihrem Wortschatz längst verbannt hat – eine typische Klins-Mannschaft eben.
Mit Schweini und Klose?
Für Löws Team wird es wohl auch auf die Mentalität ankommen. „Nicht die Aufstellung entscheidet, sondern die Einstellung“, ist sich Löw sicher. Doch auch die Frage nach der Aufstellung bereitet dem Bundestrainer noch Kopfzerbrechen. Er deutete zwar an, zu wissen, wen er wo aufstellt. Konkret nannte er aber keine Namen, schloss jedoch Umstellungen nicht aus. So könnte vor allem der gegen Ghana stark aufspielende Bastian Schweinsteiger für Sami Khedira in die Startelf rücken, dem nach seinem Kreuzbandriss und den zwei Einsätzen gleich zu Beginn des Turniers eine Pause nicht schaden könnte. Zumal er sich auch gegen die Afrikaner eine Innenbanddehnung im Knie zuzog. Kapitän Philipp Lahm dürfte dagegen wohl wie angekündigt wieder den Mann vor der Abwehr geben.
Im Sturm steht Miroslav Klose nach seinem Ausgleichstreffer gegen Ghana vor dem Sprung in die Startelf, doch Löw wird sich wohl zunächst für die quirlige Variante aus den ersten beiden Partien entscheiden. Soll heißen: Thomas Müller, Mesut Özil und Mario Götze sollen durch häufiges Rotieren Löcher in die Deckung der USA reißen.
Klinsi: „Sind kein Underdog“
Nominell ist das Löw-Team sicherlich der Favorit, doch nach den jüngsten Eindrücken der US-Mannschaft gerade gegen Portugal scheint alles möglich. Klinsmann gibt sich bekannt selbstbewusst: „Wir sind kein Underdog bei dieser WM“, sagt er: „Viele sind überrascht, was wir bislang geleistet haben – wir nicht. Wir sind allemal in der Lage, Deutschland zu schlagen.“
Hört sich trotz aller freundschaftlichen Verbundenheit nicht nach einer Remis-Absprache ab. Sollte es am Ende aber doch darauf hinauslaufen, wäre sicher keiner der Beteiligten dem anderen lange böse.
Sehen Sie was Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter für das Spiel heute Abend tippt:
von Maximilian Kettenbach