
München: Geld ist nicht der größte Knackpunkt im Metall-Tarifstreit
Die IG Metall will 5,5 Prozent mehr Geld. Die Metallarbeitgeber bieten 2,2 Prozent. Die Tarifpartner liegen also ein gutes Stück auseinander. Doch das Geld ist bei weitem nicht das größte Problem.
Zehntausende Metaller sind bereits dem Aufruf ihrer Gewerkschaft gefolgt und legten zeitweise die Arbeit nieder. Auch in Bayern demonstriert die IG Metall im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie seit Tagen ihre Stärke. Die Arbeitgeber kritisieren die Aktionen scharf und weisen die Forderungen der Arbeitnehmer zurück. Am Montag (9. Februar) gehen die Verhandlungen für den wichtigen Tarifbezirk Bayern in Aschaffenburg in die dritte Runde. Ein Überblick über die drei Knackpunkte.
GELD: Die IG Metall will 5,5 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten bisher 2,2 Prozent. Zwar liegen beide Werte ein ganzes Stück auseinander, jedoch halten Arbeitgeber wie Arbeitnehmer das Thema für eher einfach zu lösen. Auch deswegen wollen sie sich in den Verhandlungen zunächst an die anderen Punkte heranwagen – und das Thema Entgelt erst einmal nach hinten schieben. An kämpferischer Rhetorik mangelt es aber auch hier nicht. Mancher Gewerkschafter spricht von „Provokation“ oder gar „einem Witz“. Die Arbeitgeber nennen die Forderung dagegen „realitätsfremd“ oder „schädlich“.
WEITERBILDUNG: Hier wird es kompliziert. Die IG Metall will erstmals flächendeckend einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung durchsetzen. Wie bei der Altersteilzeit sollen die Arbeitgeber einen Teillohnausgleich zahlen. Die Gewerkschaft strebt eine Quote an, um dann auf Betriebsebene zu entscheiden, wer aus der Belegschaft sich weiterbilden darf. Bislang liegt die Personalentscheidung zur Weiterbildung allein bei den Unternehmen. Und aus Sicht der Arbeitgeber soll das auch so bleiben.
Die IG Metall rechnet vor, dass die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie bundesweit zwar zusammen rund eine Billion Euro Umsatz machen würden, für Aus- und Weiterbildung aber nur acht Milliarden Euro ausgeben würden „Das sind 0,8 Prozent. Und davon geben sie lediglich 0,4 Prozent für Weiterbildung aus“, heißt es bei der IG Metall. Die Arbeitgeber widersprechen. Allein in Bayern hätten 95 Prozent der Betriebe ihren Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten, habe eine Umfrage ergeben. 60 Prozent der Beschäftigten hätten wenigstens an einer Maßnahme teilgenommen. In 28 Prozent der Fälle würden die Kosten komplett übernommen, in 58 Prozent teilweise.
Aus Sicht der Arbeitgeber ist das bisherige System ausreichend. Einig sind sich beide Seiten, dass Weiterbildung ein enorm wichtiges Thema ist. Weiterbildung unabhängig vom Bedarf der Unternehmen müsse aber weiter eine private Angelegenheit sein. „Der Arbeitgeber darf nicht dazu gezwungen werden, dem Arbeitnehmer den Töpferkurs in der Toskana zu finanzieren“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Metallarbeitgeber in Bayern, Bertram Brossardt. Die IG Metall sieht das anders: „Auch die nicht-berufsbezogene Weiterbildung muss unterstützt werden.“
ALTERSTEILZEIT: Auch hier wird es schwierig. Die IG Metall will eine großzügige Lösung, um älteren Arbeitnehmern, die am Ende ihrer Kräfte sind, den Ausstieg zu ermöglichen. Vor allem für die Mitarbeiter in niedrigen Einkommensgruppen sei das wichtig. „Denn gerade dieser Personenkreis kann die Abschläge, die mit einem früheren Renteneintritt verbunden sind, nicht verkraften. Zugleich sind diese Beschäftigten aber oft besonderen körperlichen Belastungen ausgesetzt“, heißt es bei der Gewerkschaft. Vor allem will die Gewerkschaft deutlich mehr Beschäftigten den früheren Ausstieg ermöglichen. Die Arbeitgeber lehnen das ab.
„Wir wollen unsere älteren Beschäftigten halten. Wir brauchen ihr Wissen, ihr Können und ihre Erfahrung“, sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger jüngst. Und auch andere Arbeitgeber kritisieren, dass schon die umstrittene Rente mit 63 den Fachkräftemangel noch verschärfen dürfte. Man sei zu einem Tarifvertrag zur Altersteilzeit bereit. „Dieser Anspruch soll für maximal zwei Prozent einer Belegschaft gelten.“ Der IG Metall ist das viel zu wenig.
rg / dpa