
Metallindustrie vor den ersten Warnstreiks
München – Die IG Metall fackelt nicht lange. Mit dem Ende der Friedenspflicht an diesem Mittwoch um 24 Uhr ruft die Gewerkschaft zu Warnstreiks im Metall-Tarifkonflikt auf. In Bayern treffen sich zuvor (14.00) Gewerkschaft und Arbeitgeber zur zweiten Verhandlungsrunde.
Viel bewegen dürfte sich nicht. Schon am Montag hatte sich in Baden-Württemberg gezeigt, wie weit beide Seiten auseinanderliegen. Die IG Metall fordert 5,5 Prozent mehr Geld, die Arbeitgeber boten im Südwesten 2,2 Prozent – und werden das auch in Bayern tun. Ein «Scheinriese» sei das Angebot, schimpfte die IG Metall im Südwesten.
Dabei ist das Geld nur ein Problem. Knackpunkt ist vor allem die Forderung der IG Metall nach einem flächendeckenden Rechtsanspruch auf Weiterbildung. Wie bei der Altersteilzeit sollen die Arbeitgeber einen Teillohnausgleich zahlen. Den Arbeitgebern in Bayern treibt das die Zornesröte ins Gesicht. Einfach wird eine Lösung nicht.
Auch deswegen setzt die IG Metall sofort auf Druck. «Wir werden an zwölf Tagen circa 80 000 Kollegen zu Warnstreiks aufrufen», kündigte Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler bereits an. «Es wird bis zum 11. Februar keinen Tag geben, an dem es keine Warnstreiks gibt», sagte auch Wechslers baden-württembergischer Amtskollege Roman Zitzelsberger. Dann gibt es dort die dritte Runde.
In Bayern werden sich beide Seiten bereits am 9. Februar wieder treffen. Bundesweit geht es um 3,7 Millionen Beschäftigte in der wichtigen Metall- und Elektroindustrie, allein in Bayern sind es 790 000, in Baden-Württemberg 800 000 und in Nordrhein-Westfalen 700 000. Vor allem in Baden-Württemberg und in NRW wurden in den vergangenen Jahren die sogenannten Pilotabschlüsse erzielt, also Tarifverträge, die dann auch in den übrigen Bezirken übernommen werden.
Bei der vergangenen Tarifrunde 2013 war allerdings in Bayern der Abschluss gelungen, erstmals seit 1995. Überraschend schnell und geschmeidig war bereits in der vierten Runde die Einigung perfekt. Dabei dürfte das offenkundig gute Verhältnis zwischen dem bayerischen IG-Metall-Chef Wechsler und der Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke, keine unerhebliche Rolle gespielt haben.
Ob das in dieser Runde auch hilft, bleibt abzuwarten. Sie stelle sich auf harte Verhandlungen ein, sagte Renkhoff-Mücke zum Start der ersten Runde Mitte Januar. Die Gehaltsforderung der IG Metall nannte sie völlig unverständlich und realitätsfremd. Die Gewerkschaft sieht das naturgemäß ganz anders. Die Lage der Unternehmen gebe das her.
Der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Arbeitgeber, Bertram Brossardt, sagte, in Zeiten, in denen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Metall- und Elektrounternehmen gegenüber ausländischen Konkurrenten ohnehin schwinde, seien Warnstreiks ein gefährliches Instrument. «Lösungen sind am Verhandlungstisch zu finden.» Schon jetzt liege die Bezahlung der Branche weit über dem EU-Durchschnitt.
dpa