
Jahrestag: 44 Jahre nach dem Olympia-Attentat in München
Der 05. September 1972 war ein schwarzer Tag für Deutschland. Bei den Olympischen Sommerspielen in München stürmeten acht palästinensische Terroristen das Wohnquartier der israelischen Mannschaft. 17 Menschen starben.
Olympia 1972 – München hat sich herausgeputzt wie nie und präsentiert sich der ganzen Welt als guter Gastgeber. Seit dem 26. August dreht sich in der Landeshauptstadt alles um den Sport. Niemand denkt an etwas Böses – bis zum 05. September.
Schon in den frühen Stunden dieses Tages beginnt das Drama im Olympischen Dorf. Gegen 04:20 Uhr klettern acht Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe „Schwarzer September“ über den Zaun des Wohnquartiers. Weil sie Trainingsanzüge tragen, gehen die Augenzeugen davon aus, dass es Sportler sind, die vom Feiern nach Hause kommen.
Ein Bild geht um die Welt
Knapp zehn Minuten später dringen die Terroristen in das Haus in der Conollystraße 31 ein. Sie nehmen elf Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln. Das Bild, das einen der Geiselnehmer mit vermumten Gesicht auf dem Balkon der Wohnung zeigt, geht um die Welt.
Video: Olympia-Attentat bekommt Erinnerungsort
Bereits vor 05:00 Uhr gibt es das erste Opfer: Der Ringertrainer Moshe Weinberg. Er wird beim Fluchtversuch von den Terroristen erschossen. Sie legen die Leiche des Mannes vor die Tür des Quartiers. Auch der Gewichtheber Josef Romano wollte fliehen – wurde dabei aber von den Geiselnehmern angeschossen. Sie liesen ihn vor den Augen der übrigen neun Geiseln im Apartement verbluten.
Sie drohen damit, alle Geiseln zu erschießen, wenn Polizei und Behörden ihren Forderungen nicht nachkommen. Sie wollen die Freilassung von 234 palästinensischen Gefangenen sowie der RAF-Terrorsiten Adreas Baader und Ulrike Meinhof erpressen. Alle Verhandlungsversuche scheitern – Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher bietet sich im Tausch gegen die Freilassung der Geiseln an. Erfolglos.
Attentäter sehen Polizei im TV
Gegen 16:30 Uhr startet die Polizei einen Befreiungsversuch – der dramatisch scheitert. Schwer bewaffnet und als Sportler verkleidet wollen die Beamten das Apartment stürmen. Sie versuchen über das Dach in das Gebäude vorzudringen. Dabei wird das Einsatzkommando von Kameras gefilmt. Die Bilder von der geplanten Stürmung sehen die Attentäter im Fernsehen. Zu diesem Zeitpunkt gab es für solche Einsätze kein Spezialkommando. Den Beamten fehlte schlicht die Erfahrung im Umgang mit solchen Geiselnahmen.
Nach dieser Aktion ändern die Attentäter ihren Plan. Sie fordern ein Flugzeug, das sie und die Geiseln nach Kairo bringen soll. Gegen 22:15 Uhr dürfen die Terroristen gehen. Ein Bus bringt sie zu Hubschraubern, die sie zum Militärflughafen in Fürstenfeldbruck bringen. Dort steht ein Flugzeug bereit.
Video: So soll die neue Olympia-Attentat-Gedenkstätte aussehen
Wieder zeigt sich, wie hilflos die Polizei damals in dieser Situation war: Die als Besatzungsmitglieder verkleideten Polizisten fliehen kurz vor der Landung der Hubschrauber aus der Boeing. Sie sollten die Terroristen überwältigen. Weil sie das wegen ihrer schlechten Ausrüstung als aussichtslos erachten, brechen sie den Einsatz eigenmächtig ab.
Gegen 22:38 wird dann das Feuer eröffnet. Für acht Terroristen stehen nur fünf Scharfschützen bereit. Diese sind schlecht ausgerüstet, stehen teilweise in der Schusslinie und haben keine Funkverbindung. Ein Polizist wird von einer Kugel tödlich getroffen.
Panzer stecken im Stau fest
Die viel zu spät angeforderten Panzerwagen stecken im Stau fest. Sie treffen erst um 24:00 Uhr ein. Ein Terrorist eröffnet das Feuer auf die im Hubschrauber gefesselten Geiseln. Ein anderer wirft eine Handgranate in den zweiten Helikopter.
Die Bilanz dieses schrecklichen Tages: 17 Tote. Fünf der acht Terroristen sind tot. Die Übrigen konnte die Polizei festnehmen. Alle elf Geiseln starben. Auf den katastrophalen Einsatz, den reguläre Polizeikräfte ausführten, wurde das Sondereinsatzkommando „GSG 9“, die Antiterroreinheit der Bundespolizei, am 26. September 1972 gegründet.
Gedenken an die Opfer
Heute erinnert vor dem besetzten Haus im Olympischen Dorf eine Gedenktafel an das Attentat. In dem geschichtsträchtigen Haus wohnen Gäste der Max-Planck-Gesellschaft. Ein weiteres Denkmal wurde auf dem Verbindungsweg vom Olympiastadion zum Olympiadorf errichtet. Auf einem zehn Meter breiten Granitbalken sind in hebräischen Buchstaben die Namen der elf Opfer eingraviert. Noch in diesem Jahr soll außerdem ein Erinnerungsort errichtet werden.
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