Bayern SPD: 71-jähriger Urbayer fordert Landeschef Pronold heraus
Die Sozialdemokraten in Bayern wählen kommendes Wochenende ihren neuen Vorsitzenden. Derzeit ist Florian Pronold Chef der Bayern-SPD, und wollte es auch gerne wieder werden. Nun bekommt er aber Konkurrenz von einem waschechten Bayern. Urbayer und Ursozi – wie passt das denn zusammen? Das Werbevideo des 71-jährigen Walter Adam verrät es.
„I bin a bayerischer Sozialdemokrat“, verkündet der bärtige Almöhi in seinem Video. Walter Adam sitzt im Garten, trinkt sein Feierabendbier und redet über seine Karriere bei der Bayern-SPD. Am Dienstagnachmittag hat er sein Wahlvideo auf facebook veröffentlicht. Bis jetzt wurde es über 28.000 mal geklickt und über 400 mal geteilt. Er erzeugt Aufmerksamkeit. Er kandidiere nicht aus persönlichem Ehrgeiz für das Amt des Landesvorsitzenden der Bayern SPD, sondern um die Partei aufzurütteln, erklärt der 71-Jährige.
Es gibt immer eine Alternative
Am Wochenende will die Bayerische SPD ihren Landesvorsitzenden beim Parteitag in Hierschaid wählen. Derzeit hat dieses Amt Florian Pronold inne. Und der will mindestens bis 2021 im Amt bleiben. Bis sich sein Gegenkandidat Walter Adam mit dem Video meldete, wurde auch mit einer problemlosen Wiederwahl des 42-jährigen gerechnet. Doch dann kam der rebellische Urbayer. „Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen: Gegen das Diktum der Alternativlosigkeit und für die wahren Werte der Sozialdemokratie – Werte, die bei der aktuellen Parteiführung in Berlin und in Bayern nicht mehr erkennbar sind. Innerparteiliche Demokratie ist keine hohle Phrase, sondern eine Notwendigkeit. Es gibt immer eine Alternative. Pack ma’s!“ Mit diesem Diktum findet Walter Adam in seinem Ortsverband viel Zuspruch. Von Pronold sind viele enttäuscht.
Keine großen Chance
Adam selbst malt sich seine Chancen nicht allzu groß aus. Ihm gehe es mehr darum, die Genossen aufzurütteln. Seit 46 Jahren ist der 71-Jährige Niederbayer in der SPD. Ihm gefallen die aktuellen Entwicklungen in der Partei gerade garnicht: „Wir waren eine Partei der Mutigen, heute spielen wir den sozialen Flügel der Union“. Er wirft Pronold vor, dass er sich in das „Bett der CSU schleichen“ wolle. Dass die Genossen das ohne Aufstand akzeptieren ärgere ihn.
Lange keine Gegenkandidatur mehr
Die SPD-Zentrale nimmt die Gegenkandidatur zu Kenntnis, befindet das aber auch nicht für außergewöhnlich. Auch wenn es schon lange her ist, dass es mal einen Gegenkadidaten für diesen Posten gab. Nun stehen sich am Wochenende zwei Kandidaten gegenüber: Beide aus Niederbayern, der eine eher typisch Sozi, der andere eher typisch Bayer. Auch wenn Walter Adams Chancen auf die Parteispitze eher gering sind. Zumindest auf facebook hat der Urbayer seine Spuren hinterlassen.