Immer mehr Wildschweine in Bayern machen den Landwirten zu schaffen. Landwirte ärgern sich über umgewühlte Äcker, es droht ein Einschleppen der Schweinepest. 95 000 wurden vergangene Saison von Jägern erlegt. Als „gegenwärtig besonders problematisch“, bezeichnet das Forstministerium die Seuchengefahr.
In Bayern leben immer mehr Wildschweine. Doch die Jagd auf die schlauen Tiere ist schwierig. Wurden in der Jagdsaison vor rund 35 Jahren noch rund 5900 Wildschweine geschossen, waren es in der vergangenen Saison etwa 95 000, teilte ein Sprecher des Forstministeriums mit. Von diesen Zahlen lasse sich ableiten, dass die Wildschweinpopulation im Freistaat größer geworden ist. Wie viele der Tiere tatsächlich in Bayern leben, werde vom Ministerium nicht erhoben.
Immer mehr Wildschweine machen den bayerischen Landwirten Probleme. Einem Sprecher des Bayerischen Bauernverbands – BBV – mit Sitz in München zufolge schädigen die Tiere Anbauflächen, weshalb immer wieder Ernten schlechter ausfallen. Außerdem könnten die Tiere die Afrikanische Schweinepest – ASP – übertragen. Bisher ist die Seuche in anderen europäischen Ländern, nicht aber in Deutschland aufgetreten. Beim ersten ASP-Fall könnten Bauern in ganz Deutschland kein Schweinefleisch mehr an andere EU-Länder exportieren, erklärte der Sprecher weiter. Landwirte müssten mit Einbußen rechnen.
Dass die Zahl der Wildschweine zugenommen hat, liegt dem Waldexperten des Bunds Naturschutz in Bayern, Ralf Straußberger, zufolge unter anderem am Klimawandel.
„Der Flaschenhals Winter, der die Tiere reguliert, fällt weg“, sagte er mit Blick auf die immer milderen Temperaturen.
Mehr Junge überlebten, außerdem gebe es mittlerweile zu allen Jahreszeiten Frischlinge statt wie bisher erst vom Frühling an. Außerdem werde immer mehr Mais angebaut, von dem sich die Tiere ernähren können.
Ein weiterer Grund: Viele Jäger fütterten im Winter gezielt Wildschweine an, um sie an Futterstellen besser erlegen zu können. Das sei im Grunde kein Problem, allerdings werde „aus falscher Tierliebe“ häufig viel zur viel Futter ausgebracht, so dass die Wildschweine „super fit genährt“ durch den Winter kommen, erklärte Straußberger weiter.
Als „gegenwärtig besonders problematisch“ bezeichnete der Ministeriumssprecher die Seuchengefahr, vor allem durch die ASP. Derzeit sei sie in Osteuropa verbreitet, im vergangenen Jahr sei sie aber auch in Belgien ausgebrochen. Da bestimmte Erzeugnisse wie Schnauzen oder Pfoten fast nur international nachgefragt würden, drohten Landwirten finanzielle Verluste, sollte die Seuche auch in Deutschland auftreten, erklärte BBV-Sprecher Markus Peters. Nicht-EU-Länder wie China würden im Fall eines Ausbruchs kein Schweinefleisch aus Deutschland mehr importieren.
Peters erklärte weiter, dass es immer mehr Schäden auf Feldern und somit schlechtere Ernten gebe: Wildschweine wühlten mit ihren Schnauzen Äcker auf, schädigten so die Anbauflächen und fräßen den Mais weg.