Fr., 08.08.2014 , 14:50 Uhr

Speyer in die Tasche gesteckt: Trachtenrekord zurück in Bayern

Wir haben ihn zwar nicht nach München geholt, aber zumindest ist der „Trachtenrekord wieder in Bayern“ – so wie es sich gehört. 2779 Frauen und Männer in schönster Tracht haben sich am Gäubodenfest in Straubing in einem Bierzelt zusammengefunden und den Titel aus Speyer zurück geholt.

 

Bayern – Straubing  – „Der Rekord ist wieder in Niederbayern, da gehört er ja auch hin“. Festzeltwirt Herbert Reisinger ist stolz auf die 2779 Frauen und Männer, die am Donnerstagabend den Trachtenrekord nach Straubing geholt haben. Um 20.45 Uhr verkündet Eva Norroy vom Guinness-Buch der Rekorde  das Ergebnis und die Stimmung im Zelt erreicht ihren Höhepunkt.

 

Die Burschen in Lederhose, Trachtenhemd, Weste und Jacke sowie die Madln in Dirndl, Bluse und Schürze tanzen auf den Bierbänken. Das Festzelt hatte extra einen Tag vor dem Start des traditionsreichen Gäubodenfestes geöffnet. Für die Bayern ist damit die Schmach aus dem Vorjahr getilgt, als sich Speyer (Rheinland-Pfalz) die Bestmarke geholt hatte.

 

Damals waren 1973 Trachtenträger ins Festzelt auf dem Speyerer Brezelfest gestürmt – die Stadt übertraf den bisherigen Rekordhalter Straubing damit deutlich. Im August 2012 waren dort 1176 Trachtler zusammengetrommelt worden.

 

In Speyer zeigt man sich angesichts des niederbayerischen Erfolgs gelassen. Noch einen drauflegen wolle man nicht, sagt Franz Hammer vom Speyerer Dirndl-Komitee. „Das läuft sich dann tot.“ Der Sieg vom vergangenen Jahr sei eine „schöne Gaudi“ gewesen. Und außerdem konnte Speyer in diesem Jahr einen weiteren Erfolg verbuchen: am 12. Juli stellte die Stadt nach eigenen Angaben mit genau 2697 Teilnehmern die längste Dirndl- und Lederhosenpolonaise der Welt auf die Beine.

 

Das Zertifikat vom Guinness-Buch der Rekorde bekommt nun einen besonderen Platz im Straubinger Rathaus. „Eine Trachtenurkunde in englischer Sprache ist doch wirklich was Besonderes“, sagt Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU). Nebenbei haben die Straubinger auch den inoffiziellen Dirndlweltrekord mit 2148 Frauen gebrochen.

 

 

Gezweifelt hatte niemand in dem aufgeheizten Festzelt. „Das wäre doch gelacht, wenn wir die da oben nicht geschlagen hätten“, sagt Helmut Feldmeier aus dem benachbarten Bogen. Er hat die kürzeste seiner vier Lederhosen für den besonderen Abend angezogen. „Die habe ich mir extra noch gekauft, weil die anderen im Winter zu eng geworden sind“. Sein Ehefrau Christine hat ausnahmsweise ihr Dirndl aus dem Schrank geholt. „Eigentlich trage ich lieber auch Lederhosen. Dann hätte ich aber nicht an dem Rekordversuch teilnehmen können.“ Auf dem Arm hat sie eine der jüngsten Teilnehmerinnen: ihre sechs Monate alte Enkelin Emily, natürlich im Dirndl.

 

Schon einige Stunden vor dem Einlass hatten sich Menschenschlangen in Tracht gebildet. Aber nicht nur Niederbayern sind gekommen. Christoph aus Hamburg hat seine Kumpels aus Düsseldorf mitgebracht. Im Schlepptau haben sie Matthew aus Florida, der wohl die weiteste Anreise hatte. „Ich bin fürs Bier gekommen“, sagte er. Und zu seinem Glück gibt es eine Maß für die ersten 2000 Teilnehmer kostenlos. Matthews Augen glänzen, als er den Ein-Liter-Krug in der Hand hält. Tracht und Bier gehören nun einmal ins Festzelt in Bayern. Für Matthew, der sich bereits vor vier Jahren eine Lederhose gekauft hatte, hat sich da der Abend schon gelohnt.

 

Leichte Kritik an dem Wettbewerb äußert der Vorsitzende des bayerischen Trachtenverbandes. „Ich habe generell nichts gegen solche Wettbewerbe und der Rekord gehört schon wieder nach Bayern. Aber der Ausdruck Trachtenweltrekord ist falsch“, betont Max Bertl. Die Tracht sei ein besonderes Gewand, ein besonderes Kleidungsstück, das auch die innere Einstellung zu der Gegend ausdrücken soll, aus der der Träger kommt. „Zudem fehlt bei Männern und Frauen zu einer vollständigen Tracht der Hut“.

 

Die Straubinger werden nun zwar im neuen Guinness-Buch der Rekorde stehen. Aber wie aussagekräftig ist diese Bestmarke? Beim Oktoberfest in München fassen die großen Zelte bis zu 10 000 Besucher. „Mindestens die Hälfte davon kommen im Dirndl oder Lederhose“, sagt Claudia Bauer von der Wiesn-Pressestelle. Selbst die vielen Besucher aus dem Ausland tragen mittlerweile Tracht. Somit ist wohl München die Trachtenhochburg und nicht Straubing oder Speyer.

 

An diesem Abend ist das den Straubingern aber egal. Für sie zählt der Titel. Und der ist ihnen nun sicher. «Was die Münchner glauben, ist doch wurscht. Es ist nicht so einfach, die Kriterien vom Guinness-Buch einzuhalten. Wir haben das aber geschafft und sind jetzt Weltrekordler», betont Festwirt Reisinger.

 

pm /dpa

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