Die bayerische Staatsregierung hat keine Pläne, das Thema Homosexualität in der Schule anders zu behandeln als bislang. Das Thema sei bereits laut bisherigem Lehrplan «eingebettet in die Werteerziehung», sagte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.
«In diesem Zusammenhang sind die Toleranz und der Respekt vor der Würde des Menschen – unabhängig von der Lebensform – zentral», heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.
«Es ist Bayern ein wichtiges Anliegen, die Vielfalt an Lebenswirklichkeiten der Menschen auch im Unterricht und in Schulbüchern mit abzubilden», hieß es weiter in der Mitteilung.
Das sei auch in den Lehrplänen aller Schularten verankert. «Lebenswirklichkeit bezieht sich genauso auf Menschen, die in der traditionellen Familienform leben, wie auch auf Menschen, die sich für andere Lebensformen entschieden haben.» Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg will das Thema Homosexualität im Unterricht ausführlicher behandelt wissen.
«Bayern ist in diesem Punkt Entwicklungsland», kritisierte die Grünen-Abgeordnete Claudia Stamm. Solange das Schimpfwort «schwule Sau» das häufigste in der Schule sei, herrsche Handlungsbedarf. Die Landtagsgrünen fordern einen Aktionsplan gegen Homophobie und eine Verankerung des Themas im Lehrplan. Außerdem müsse es in den Lehrerkollegien einen Ansprechpartner für schwule, lesbische oder bisexuelle Kinder geben.
«Aktuell steht im Lehrplan der 9. und 10. Klasse lediglich die Anweisung, Toleranz gegenüber Homosexuellen zu vermitteln», bemängelte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Güll. Das reiche aber nicht und gehe auch in die falsche Richtung. «Es geht um völlige Akzeptanz, nicht um großzügig verordnete Toleranz.»
jn / dpa