Ist es nicht schön – Dirndl, Lederhosen, Hüte und Fächer, Schürzen und Gamsbart… einmal im Jahr ist überall und immer die Tracht willkommen, und das ist in München während des Oktoberfestes.
Überall? Nein, das stimmt nicht mehr ganz. Ein paar Clubs und Bars in München haben die Nase und voll und schreiben groß an ihre Türen: Tracht ist hier nicht willkommen!
Bei einem Besuch auf der Wiesn fließt das Bier in Strömen, die Laune wird besser und lauter und die Hemmungen sinken. Wenn pünktlich um 23 Uhr die Zelte schließen, sind noch lange nicht alle bereit, nach Hause zu gehen – es wird weiter gefeiert, getrunken und getanzt. Manche zieht es in´s Rotlicht-Milieu, die meisten enden in einer Bar, Disko oder ähnlichem. Die After-Wiesn-Partys sind gut besucht, es geht feucht-fröhlich zu und das Geschäft boomt. Wer will da nicht ein Stück vom Kuchen ab haben?
Die explizit als solche ausgeschriebenen After-Wiesn-Partys sind allerdings auch auf das Wiesn-Volk eingestellt. Bei so vielen feierwütigen Münchnern und Besuchern fällt so einiges an Dreck, Lärm und Unannehmlichkeiten an. „Normale“ Clubs und Kneipen sind auf diesen Ansturm nicht so gut vorbereitet – die Invasion der Trachten-Träger wird hier schnell zu viel. Nachbarn beschweren sich, Stammkunden werden vergrault und schnell ist die Bar zu voll. Nur verständlich, dass es einigen Bar-Besitzern über den Kopf wächst.
Aus diesem Grund haben ein paar der Betroffenen dieses Jahr die Notbremse gezogen; hier kommt man im Dirndl oder in der Lederhose nicht mehr rein. Die Bar Kosmos in der Dachauerstraße stellt bereits auf ihrer Internetseite klar: Kein Einlass in Tracht! Auch die Betreiber der Diskothek „Sauna“ in der Marsstraße wünschen kein Trachtenvolk – weniger weil sie die Exzesse fürchten, sondern weil sie eine Alternative zum Wiesn-Spektakel bieten wollen. Wer weiß, vielleicht geht es ja ein paar feierwilligen Münchnern genauso wie den genervten Barbesitzern?
Ob mit oder ohne Tracht, die Zeit des Oktoberfestes ist in München Feier-Zeit. Wie weit sich Münchner, Barbesitzer, Cafébetreiber oder Busfahrer schützen können, sei dahingestellt – das beste Motto ist vielleicht das, welches die Wiesn-Besucher selbst in der Achterbahn anwenden: Augen zu und durch!
jn