Fr., 20.06.2014 , 15:32 Uhr

München: Routinebesuch besonderer Art - Seehofer fährt zum Papst

In keinem Bundesland pflegen die jeweilige Landesregierung und die katholische Kirche so enge Beziehungen wie in Bayern. Bayerische Politiker sind auch häufige Gäste im Vatikan. Aber eine Besonderheit bleiben Besuche beim Papst dennoch.

 

Eigentlich ist es ein Routinebesuch: An diesem Montag empfängt Papst Franziskus im Vatikan Ministerpräsident Horst Seehofer. Der CSU-Chef ist nicht für übertriebene Reisefreude bekannt, sogar die Ferien verbringt er am liebsten in Bayern in seinem Ferienhaus im Altmühltal. Aber in Rom war Seehofer seit 2008 schon fünfmal – der Vatikan und die italienische Hauptstadt sind sein häufigstes Reiseziel.

 

Seehofer reist nicht allein

 

«Für mich als Katholik ist eine Privataudienz beim Heiligen Vater natürlich ein bewegendes Erlebnis und ich freue mich zutiefst, Papst Franziskus persönlich kennenzulernen», sagt Seehofer. Der Ministerpräsident fliegt am Sonntagabend – nicht allein, sondern begleitet von einer prominent besetzten Delegation: Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der stellvertretenden Ministerpräsidentin Ilse Aigner, Kultusminister Ludwig Spaenle, Europaministerin Beate Merk und dem Integrationsbeauftragten Martin Neumeyer (alle CSU).

 

Politiker sind prominent und treffen dementsprechend auch häufig andere prominente Zeitgenossen, doch Routine sind Besuche im Vatikan nie. Auch Landtagspräsidentin Stamm war bereits dreimal in Rom. «Aber auch wenn man schon da war, bleibt ein Besuch beim Papst doch etwas ganz Besonderes», sagt sie. «Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, dass ich dabei sein darf.»

 

Bayerische Herrscher waren enge Verbündete des Vatikan

 

Die vergleichsweise häufigen bayerischen Vatikanbesuche haben ihren Grund: Seehofer, Stamm und die restliche Delegation stehen in einer vielhundertjährigen Traditionslinie, die weit älter ist als der Freistaat Bayern oder die CSU. In den Wirren der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges im 16. und 17. Jahrhundert waren die bayerischen Herrscher enge Verbündete des Vatikan, «Bavaria Sancta» – das heilige Bayern – wurde zu einem Zentrum der Gegenreformation.

 

Einen Bruch gab es erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Wittelsbacher im Zuge der Säkularisation die Kirche in Bayern weitgehend enteigneten. Doch das tat der Volksfrömmigkeit keinen Abbruch, und auch das Königshaus bemühte sich schon 1817 im Konkordat mit dem Vatikan um Wiedergutmachung. Seither werden die Gehälter der bayerischen Bischöfe vom bayerischen Staat bezahlt.

 

Zahl der Katholiken sinkt

 

Heute ist Bayern weit weniger katholisch als in früheren Jahrhunderten. Laut Mikrozensus von 2011 sind nur noch 55 Prozent der 13 Millionen Einwohner Bayerns katholisch getauft – und von diesen besucht nur eine Minderheit regelmäßig die Messe. Seit 1987 ist die Zahl der getauften Katholiken im Freistaat um eine halbe Million gesunken, obwohl die bayerische Bevölkerung stark gewachsen ist.

 

Doch enge Beziehungen zur katholischen Kirche pflegen Bayerns Politiker immer noch. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx registrierte nach seinem Amtsantritt in Bayern 2007 ebenso verwundert wie erfreut, dass die Staatsregierung häufiger das Gespräch mit kirchlichen Würdenträgern sucht als andere Landesregierungen.

 

Politisch brisant ist das Treffen der bayerischen Delegation mit Papst Franziskus nicht – es gibt keine großen Streitthemen. Ohnehin hat Seehofer bei seinen Auslandsbesuchen in den vergangenen Jahren immer eine bella figura abgegeben, ob er nun in Rom zu Besuch war oder bei der niederländischen Königin. «Bekanntlich liegen ihm ja soziale Themen besonders am Herzen. Da gibt es gewiss genug Gesprächsstoff», sagte Seehofer am Freitag über das bevorstehende Gespräch mit Franziskus.

 

RG / dpa

aigner Bayern besuch CSU frinziskus Horst ilse Italien München Papst rom Seehofer

Das könnte Dich auch interessieren

14.02.2025 Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Auto-Anschlag Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Anschlag in München mit 37 Verletzten übernommen. Die Karlsruher Behörde erklärt das mit der besonderen Bedeutung des Falls und einem möglichen Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung.   Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat jetzt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit 24.07.2024 #werwirdwiesn 2024 bei #wirsindwiesn - Corinna Binzer macht's 07.04.2025 Jobchancen in München: Digitalisierung und Jooble-Insights zum Arbeitsmarkt Wir leben in einer Zeit, in der sich der Arbeitsmarkt stark verändert und flexible Arbeitsmuster wie Remote-Stellen zur Norm werden. In diesem Artikel erzähle ich Ihnen, wie moderne Technologien den Prozess der Jobsuche beeinflussen, welche Branchen das größte Wachstumspotenzial haben und welche Rolle Plattformen wie Jooble dabei spielen. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie man 31.03.2025 Ein neues Zuhause für die Fellnasen aus Starnberg