Di., 28.04.2015 , 12:13 Uhr

Studierte Aussage vor Gericht? Prozess gegen Deutsche-Bank-Manager in München

Vor dem Landgericht München hat der Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und vier seiner früheren Vorstandskollegen begonnen. Die Manager sind wegen versuchter Täuschung der Justiz im Kirch-Verfahren angeklagt.

 

Unter großem Medienandrang erschienen der Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen, seine beiden Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere frühere Top-Manager des größten deutschen Geldhauses am Morgen im Gericht. Justizsprecherin Andrea Titz sprach von einem ungewöhnlichen Verfahren vor dem Landgericht München, weil sowohl aktive als auch ehemalige Vorstände angeklagt seien. Das sei nichts, was alltäglich an deutschen Gerichten vorkomme, sagte sie vor Beginn des Prozesses.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft den Deutsche-Bank-Managern versuchten Prozessbetrug im Verfahren um Schadenersatz für die Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch vor. Sie sollen sich abgesprochen haben, um durch unwahre Angaben vor Gericht Schadenersatzzahlungen abzuwehren. Alle Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

 

 

Anklage: Ex-Bankchef Breuer studierte Aussage vor Gericht ein

 

Der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, soll sich durch Rollenspiele in einem Probeprozess gezielt auf Aussagen vor dem Oberlandesgericht München vorbereitet haben, um damit Schadenersatzforderungen der Kirch-Erben abzuwehren. „Für diesen Probeprozess hatten die Prozessanwälte nicht nur Fragen, sondern auch schon Antworten für den Angeschuldigten Dr. Breuer entworfen“, heißt es in der Anklage wegen versuchten Prozessbetrugs, die die Staatsanwaltschaft am Dienstag vor dem Landgericht München vortrug. In dem Rollenspiel habe einer der Prozessanwälte auch den Richter gespielt, vor dem Breuer damals aussagen musste.

 

Leo Kirch hatte bis zu seinem Tod stets Breuer und die Deutsche Bank für die Pleite seines Medienkonzerns verantwortlich gemacht. Breuer habe ihn mit einer öffentlichen Äußerung über die mangelnde Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe „erschossen“, um später an der Sanierung seines Konzerns zu verdienen.

 

In dem Prozess um Schadenersatz hatte Breuer dagegen gesagt, die Bank habe keine Pläne für einen Beratungsauftrag Kirchs gehabt. Diese Aussage war nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft falsch. Sie wirft Breuer, seinen Nachfolgern Josef Ackermann und Jürgen Fitschen, sowie zwei weiteren Ex-Managern versuchten Prozessbetrug vor. Die Angeklagten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

 

dpa

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