Mi., 25.11.2015 , 10:56 Uhr

Kampf um TV-Geld nimmt Fahrt auf - Rummenigge: Topclubs mehr fördern

Ein revolutionärer Antrag des FC St. Pauli hat die Debatte um die Verteilung der Fernsehgelder und den Solidargedanken im deutschen Profifußball in Fahrt gebracht. Branchenführer FC Bayern hat klare Vorstellungen und schlägt sich zudem auf die Seite der Werkclubs.

 

Nach dem provokanten Antrag des FC St. Pauli zur TV-Vermarktung im deutschen Profifußball erwartet Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge eine „spannende“ Diskussion bei der DFL-Mitgliederversammlung am 2. Dezember in Frankfurt. Auch der Branchenführer des deutschen Fußballs bringt sich eine Woche vor der Zusammenkunft der 36 Erst- und Zweitligisten in Position.

 

„Wir müssen dazu kommen, dass wir – und das ist eine große Aufgabe der Deutschen Fußball-Liga – die Bundesliga speziell in der Spitze auch international wettbewerbsfähig halten“, forderte Rummenigge nach dem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Olympiakos Piräus am Dienstagabend in München. Im Klartext: mehr Geld für die Topclubs.

 

Rummenigge ist froh, dass St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig eine „überfällige“ Debatte angestoßen habe. Der Zweitligist möchte vor allem Werksvereine wie Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, aber auch 1899 Hoffenheim und künftig möglicherweise Hannover 96, die sich nicht der sogenannten 50+1-Regel über die Stimmenmehrheit bei den Profivereinen unterwerfen müssen, in Zukunft von der Gruppenvermarktung auch der Fernsehrechte ausschließen. Leverkusen (Bayer-Werk) und Wolfsburg (VW) werden von Firmen unterstützt und geprägt, in Hoffenheim ist Dietmar Hopp als Mäzen der starke Mann.

 

„Ich bin im Geiste bei den Clubs, die sich da jetzt zurecht wehren: Leverkusen, Wolfsburg, Hannover und Hoffenheim. Ich glaube, dass wir als Bayern München uns mit denen sehr solidarisch zeigen werden“, verriet Rummenigge über die Haltung des deutschen Branchenführers.

 

Es wird in Frankfurt um die Gestaltung der Zentralvermarktung und damit auch die Solidarität unter den Vereinen sowie zwischen der finanzstarken Bundesliga und der von Fernsehgeldern abhängigen 2. Liga gehen. „Das wird eine spannende, aber auch sehr interessante Diskussion werden, weil mir das schon ein bisschen zu viel der Solidarität war, die da immer diskutiert wurde“, sagte Rummenigge, der beklagt: „Es ging eigentlich nicht mehr um den Wert, den jeder Club darstellt – unter anderem natürlich auch Bayern München.“ Deshalb sei er nicht unglücklich, dass Rettig den Antrag gestellt habe. „Dann muss er nicht von einem Bundesligaclub gestellt werden.“

 

Er werde „grundsätzlich entspannt“ in die Versammlung gehen, sagte der Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters. Der FC Bayern orientiert sich ebenso wie Borussia Dortmund, Leverkusen oder Wolfsburg sehr stark an der internationalen Konkurrenz.

 

„Das wird in den nächsten Jahren aufgrund der TV-Gelder speziell aus England ein schwieriges Thema werden“, sagte Rummenigge mit dem Verweis auf den neuen Milliarden-Vertrag der Premier League voraus. „Man hat schon im letzten Sommer gesehen, was da aus England an Summen geboten wird. Das wird natürlich noch mal geballt im nächsten Sommer auf die Bundesliga zukommen, weil es dann noch mal mehr wird“, bemerkte Rummenigge mit dem Blick auf den Transfermarkt.

 

Der 60-Jährige kennt als Vorsitzender der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse in den internationalen Topligen und bei den Topvereinen genau. Darum sieht er es als „eine wichtige Aufgabe der DFL» an, «dass man da eben auch die Bundesliga-Spitzenclubs unterstützt“.

 

rico güttich / dpa

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