Do., 12.03.2015 , 09:58 Uhr

Journalisten beklagen wachsenden Druck durch böse Kommentare im Netz

München – Der Chefredakteur der „Zeit“, Giovanni di Lorenzo, hat einen zunehmenden Druck durch böswillige Kommentare im Internet beklagt. „Neben den großen Segnungen, die das Netz natürlich gebracht hat (…), gleicht der Blick in die Kommentarspalten manchmal dem Blick in die Kloake menschlicher Abgründe“, sagte der 56-Jährige am Mittwochabend in der Münchner Universität.

 

Es gehöre immer mehr Mut dazu, sich als Journalist mit einem Leitartikel anonymen Beschimpfungen auszusetzen.

 

Als Beispiel verwies di Lorenzo auf eine junge Reporterin der „Zeit“, die schon mehrfach aus der Ukraine berichtet und sich dort in Lebensgefahr gebracht habe. „Als wir sie gefragt haben: Magst Du einen Leitartikel schreiben, da sagte sie: „Lieber nicht. Lieber in die Ukraine fahren.“ Wegen der Reaktionen. Das ist das Einschüchterungsinstrument, das ist die Gefahr.“

 

Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, stimmte dem bei der Podiumsdiskussion der Münchner Universitätsgesellschaft zu: „Alle, die sich mit Leitartikeln an die Öffentlichkeit wenden, erleben eine Verrohung der Sitten und ein Rauerwerden des Umgangs in unserem Land untereinander, wie sie das so nicht für möglich gehalten hätten.“ Das gehe bis zu Morddrohungen und gefährde die Demokratie. Von Journalisten erfordere das viel Courage.

 

(dpa)

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