Mi., 11.10.2017 , 11:18 Uhr

Gärtnerplatztheater kehrt nach Sanierung zurück

In lauen Sommernächten ist der Gärtnerplatz in München ein beliebter Ort für Nachtschwärmer. Auf den Stufen des Theaters lässt es sich schön sitzen. Das Haus selbst war fünf Jahre lang geschlossen und wurde saniert. Nun kehrt dort wieder Leben ein.

 

Fünf Jahre lang mussten die Münchner auf das Staatstheater am Gärtnerplatz verzichten. Der klassizistische Bau im beliebten Ausgehviertel wurde saniert – für 121,6 Millionen Euro, gut 50 Millionen mehr als anfangs kalkuliert. Seit 2012 war das Haus geschlossen, Aufführungen gab es aber trotzdem an mehr als 20 Ausweichspielstätten in ganz München. Nun kehrt das Theater zurück mit dem Slogan #wiederamPlatz.

 

«Die lustige Witwe» wird erste Premiere im Gärtnerplatztheater

 

Am Samstag, den 14. Oktober, wird die Wiedereröffnung gefeiert, mit einer Gala und dem neuen Chefdirigenten Anthony Bramall. Am 19. Oktober dann die erste Premiere: «Die lustige Witwe» von Franz Lehár, neu inszeniert von Staatsintendant Josef E. Köpplinger.

 

Premiere bringt großen logistischen Aufwand mit sich

 

Als der Niederösterreicher 2012 die Leitung übernahm, war das Theater schon Baustelle. Verwaltung und Werkstätten zogen in den Münchner Stadtteil Giesing, auch Ballett, Chor und Orchester probten dort. Die szenischen Proben fanden einige Kilometer entfernt in Harlaching statt. Ein Hin und Her, ein großer logistischer Aufwand, zumal für die Aufführungen wieder alle quer durch München reisen mussten.

 

«Natürlich hatten wir auf der Wanderschaft nicht einen ganz glatten Betrieb», gibt Köpplinger zu. «Ich persönlich habe gemerkt, wie das an meinen Kräften gezehrt hat. Ich habe mir das nicht eingestehen wollen. Aber ich konnte damit umgehen, die anderen auch.» Auch, weil die Zuschauer mitgingen und dem Theater viele ausverkaufte Abende bescherten. «Wir haben ganz neue Publikumsschichten gewonnen», sagt Köpplinger. «Ich stand da manchmal und habe den Kopf geschüttelt: Es regnet in Strömen, es ist die Uraufführung einer Oper und die Bude ist voll.»

 

Theater erstrahlt in neuem Glanze – vor und hinter der Bühne

 

Nun ist alles unter einem Dach, und der Intendant wirkt freudig und erleichtert, nicht nur, weil die hauseigene Cafeteria mit Dachterrasse angenehme Pausen verspricht. Das Theater ist schön geworden und wirkt auf den ersten Blick sehr vertraut. Das Foyer, der Zuschauerraum mit Gold und rotem Samt, die Bühne, kaum verändert. Doch es ist viel geschehen, vor allem hinter der Bühne im Reich der Musiker, Künstler, Techniker, Handwerker und der Verwaltung.

 

Der 1865 nach den Plänen des Architekten Michael Reiffenstuel errichtete Theaterbau blieb erhalten. Die rückwärtigen Gebäude aus der Nachkriegszeit dagegen wurden neu gebaut und mit zwei Geschossen unterkellert.

 

Das Theater ist nun barrierefrei, die veraltete Bühnentechnik und der Brandschutz wurden erneuert. Der Orchestergraben wurde vertieft für einen besseren Klang. Eine Probebühne wurde gebaut, direkt unter der normalen Bühne und mit der gleichen Fläche.

 

Das Prunkstück ist ganz oben:

 

Der Probenraum des Orchesters. Ein heller Raum, aufgesetzt auf das Dach des Hauses. Wabenförmige Fenster lassen viel Licht rein und gewähren einen fantastischen Blick über die Stadt. Auch für Zuschauer soll der Saal geöffnet werden bei besonderen Veranstaltungen, ebenso die Probenräume für Chor und Ballett.

 

Sanierung birgte viele Diskussionen

 

Ein schönes Theater, historische Fassade mit modernem Kern an einem der beliebtesten Plätze Münchens. Doch es gab auch Unmut. 2010 hatte die Staatsregierung mit 70,7 Millionen Euro geplant. Dreimal musste sie nach oben korrigieren und die Bauzeit von drei Jahren immer wieder verlängern. Gestiegene Preise, versteckte Schäden an der Bausubstanz und Schwierigkeiten im Baugrund gab das bayerische Innenministerium als Gründe an.

 

Der Bund der Steuerzahler prangerte die Kostensteigerung in seinem Schwarzbuch 2016 an. Die Landtags-SPD sah es ähnlich. Man könne nicht den Landtag mit niedrig angesetzten Kosten ködern und darauf setzen, dass das Projekt dann auch bei Kostensteigerungen durchgezogen werde, ärgerte sich Haushaltssprecher Harald Güller.

 

Nun steht das Theater vor der Bewährungsprobe, die Zuschauer weiter anzulocken und die Kosten ein Stück weit zu rechtfertigen. Köpplinger ist zuversichtlich. Das Haus vereine alle Genres des Musiktheaters: Große Oper, Tanz, Singspiel, Musical, Spieloper und Operette. Gerade die leichte Muse erlebe gerade einen Boom: «Die Menschheit hat wieder den Balsam der Poesie nötig.»

dpa

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