Do, 08.10.2015 , 09:14 Uhr

Flüchtlingskrise: Bayerns Innenminister droht Österreich

München – Angesichts des großen Zuzugs von Flüchtlingen erwägt Bayern drastische Schritte.“«Sollte unser Nachbarland Österreich weiterhin das europäische Recht missachten, muss auch Deutschland prüfen, ob es Flüchtlinge nicht unmittelbar an der österreichischen Grenze zurückweist.

 

Denn in Österreich waren die Flüchtlinge bereits sicher“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag).

 

Er gehe davon aus, dass sich derzeit Tausende Flüchtlinge im Land befänden, von denen man keine Ahnung habe. So höre er immer wieder von Flüchtlingen, «die über Nacht einfach verschwinden, weil sie sich auf eigene Faust auf den Weg durch Deutschland» machten, sagte Herrmann. Dabei müsse jedem klar sein: „Solange ein Flüchtling keinen Asylantrag gestellt hat, hält er sich illegal in Deutschland auf. Er darf nicht einfach zum Bahnhof in Straubing gehen und von dort aus etwa nach Berlin fahren. Wir dürfen hier keinen Flüchtlingstourismus dulden.“ (dpa)

 

Etliche Fehlinformationen, Hetze und rechtes Gedankengut im Internet

 

Auch die sozialen Netzwerke werden überhäuft von Kommentaren in denen gegen Flüchtlinge gehetzt wird. Ein erschreckend großer Teil davon ist allerdings nichts anderes als Stammtischparole und zeugt von Unwissenheit, rechtem Gedankengut und falschen Informationen. Deshalb hier ein kleiner Faktencheck, der sich ständig wiederholenden Aussagen: (Lesen Sie dazu auch: Warum Flüchtlinge Smartphones wirklich brauchen)

 

Video: So können Sie helfen:

 

„Deutschland nimmt die meisten Flüchtlinge auf“

 

Das ist eine Aussage, die auch nicht zutreffend ist. Deutschland nimmt derzeit in Europa tatsächlich die meisten Asylbewerber auf, jedoch ist Deutschland auch von der Fläche und Einwohnerzahl viel größer als andere EU-Länder. (Wenn man das also mit der Einwohnerzahl pro Kopf ins Verhältnis setzt, nahm Deutschland, z.B., 2014 weniger Flüchtlinge auf, als andere EU-Staaten. Mehr dazu auch hier.)

 

Dennoch gibt es einige Länder außerhalb der EU, die weitaus mehr Hilfesuchende aufnehmen:

 

(Quelle)

 

 

„Echten Flüchtlingen helfen wir gerne, die Meisten sind aber sowieso Wirtschaftsflüchtlinge und Schmarotzer“

 

Tatsächlich kamen dieses Jahr bisher die meisten Flüchtlinge aus der Kosovo-Region, diese allerdings haben tatsächlich meist keinen Anspruch auf Asyl und werden deshalb auch „so schnell wie möglich“ wieder ausgewiesen. An zweiter Stelle folgen die Flüchtlinge aus Syrien, wo schreckliche Bürgerkriege herrschen und bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und der IS-Terrormiliz tausende Menschen ums Leben kommen. Darunter auch viele Zivilisten.

 

Video: Die Situation der Kosovo-Flüchtlinge in München

 

 

 

„Wären es echte Flüchtlinge, würden nicht nur die Männer kommen.“

 

Knapp 2/3 der Flüchtlinge, die hier ankommen, sind Männer. Wenn man allerdings über Wüste, Mittelmeer und halb Europa flieht, ist das auch eine körperliche Anstrengung. Deshalb ist in der Regel das stärkste Familienmitglied das erste, dass das auf sich nimmt (bzw. das Familienmitglied, das die besten Chancen hat, die Familie weiterhin zu unterstützen oder ggf. auch nachzuholen). Gerade der Weg über das Mittelmeer ist eine sehr große Gefahr, die viele Väter erst sich selbst zumuten, bevor es ihre Frauen und Kinder tun. Wenn man jetzt in die Flüchtlingslager nahe den Krisengebieten genauer unter die Lupe nimmt, dann erkennt man übrigens, dass der Frauenanteil hier sehr viel höher ist. Es ist also falsch, dass nur die Männer fliehen, es kommen nur prozentual mehr in Europa an.

 

 

„Die Flüchtlinge bekommen das Geld hinterhergeschmissen“

 

Die Regelsätze für Asylbewerber liegen mit 362 Euro monatlich unter denen von Hartz4. Zumal man bedenken muss, dass davon noch einmal bis zu 60 Prozent abgezogen werden, was meist auch der Fall ist. (Für Unterkunft, Strom, Wasser und Heizung). Übrig bleiben dann 140 Euro im Monat, was weniger als 5 Euro am Tag entspricht. Offiziell stehen einem Flüchtling etwa 6 Quadratmeter für die Unterbringung zu. Wegen der hohen Anzahl an Flüchtlingen muss oft gerade mal ein Bett ausreichen.

 

Das könnte Dich auch interessieren