Thomas Hitzlsperger hat sich geoutet, Conchita Wurst den Songcontest gewonnen: Das Toleranz-Barometer steigt. Trotzdem sind erneut Hunderttausende bei den Paraden von Schwulen und Lesben in Berlin auf die Straße gegangen. Auch bayerische Polizisten – aber nur in Zivil.
Das bayerische Innenministerium hat es Beamten aus dem Freistaat verboten, in Uniform am Christopher Street Day (CSD) in Berlin teilzunehmen. Ein Ministeriumssprecher in München bestätigte einen Bericht der «Bild»-Zeitung (Samstag) und verwies auf das bayerische Polizeiorganisationsgesetz. Demnach dürfen Polizeibeamte politische Veranstaltungen nur dann in Uniform besuchen, wenn sie im Dienst sind.
Der CSD steht weltweit für das Selbstbewusstsein Homosexueller und ihren Widerstand gegen Diskriminierung. Hunderttausende Menschen feierten in Berlin den Gedenktag. Am Samstag zogen gleich mehrere bunte Paraden der Schwulen und Lesben durch die Stadt. Die einzigen Bundesländer, die das Tragen von Uniform während der Paraden erlauben, sind den Angaben zufolge Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
Gleichzeitig mit dem CSD fand in Berlin eine Konferenz der European Gay Police Association statt, eines Netzwerks schwuler und lesbischer Polizisten. Zunächst war bayerischen Polizisten auch hier die Teilnahme in Uniform verboten worden. Wenige Tage vor Beginn der Konferenz zog das Innenministerium dieses Verbot allerdings zurück. Man habe den Fall noch einmal rechtlich geprüft, so der Ministeriumssprecher, der damit einen Bericht der «Süddeutschen Zeitung» bestätigte: «Auch im Zusammenhang mit der Entscheidung anderer Bundesländer sind wir zum Ergebnis gelangt, dass bei dieser Konferenz eine Berufsbezogenheit besteht und das Tragen der Uniform deshalb erlaubt ist.»
RG / dpa