
Bayern / München: Zahl der Kirchenaustritte 2014 deutlich gestiegen
München/Bamberg – Die beiden großen Kirchen in Bayern haben 2014 mehr Mitglieder verloren als noch im Jahr zuvor. Allein in der evangelischen Landeskirche in Bayern gab es im vergangenen Jahr 30 600 Kirchenaustritte – nach knapp 19 000 im Jahr 2013.
„Ich hoffe, dass sich das nicht verstetigt“, sagte am Freitag der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Als Grund für die Austrittswelle sieht er die Neuregelung beim Einzug von Kirchensteuer auf Kapitelerträge. Die Kirche müsse sich selbstkritisch fragen, ob sie die neue Regelung ausreichend kommuniziert habe. Seit Januar führen Banken und Versicherer die auf Kapitalerträge entfallende Kirchensteuer direkt ab.
„Es ist bekannt, dass viele Kirchenmitglieder wegen der steuerlichen Neuregelung verunsichert waren“, sagte ein Sprecher des Erzbistums Bamberg. In der Landeshauptstadt München erklärten im Kreisverwaltungsreferat (KVR) 12 674 Katholiken und Protestanten ihren Austritt, das sind 19 Prozent mehr als 2013. In Nürnberg kehrten 4195 Menschen offiziell einer Kirche den Rücken, 2013 waren es lediglich 3271. Die katholischen Bistümer legen ihre Zahlen erst im Sommer vor.
Auch weitere Gründe für Kirchenaustritte
Als weitere Gründe für die vielen Austritte werden auch die Missbrauchskandale vieler Kardinäle, die in den vergangenen Jahren ans Licht kamen, aufgeführt. Sie haben das Vertrauen der Menschen in die Kirche nachhaltig erschüttert. Beispielsweise steht ein Pater von dem oberbayerischen Kloster Ettal seit Donnerstag wegen sexuellem Missbrauch vor dem Oberlandesgericht München.
Ebenso die hohen Ausgaben, für eigene “Wohnheime”, die vielmehr Palästen gleichen, wie das von Franz-Peter Tebartz-van Elst, dem ehemaligen Limburger Erzbischof, haben viele Menschen zum Austritt bewegt, heißt es.